Drama-Spieler: Miteinander oder Gegeneinander oder Jede*r für sich?
- afigul
- 29. Jan.
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 30. Jan.
Stellen Sie sich dieses Drehbuch vor.
Ein Mann erzählt von einem Vater, den er als den schlimmsten Vater der Welt bezeichnet. Erzählt von seinen Erlebnissen als Junge, wie er herabwürdigend behandelt und für Schwäche angeschrien wurde, wie er gelitten hat unter einem omnipotenten Vater und einem Mobbing in der Schule. Die Mutter trennt sich und nimmt ihn mit in das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, wo er schließlich zum reichsten und mächtigsten Unternehmer wird, der sich durch nichts aufhalten lässt.
Das könnte die Kurzfassung eines Märchens sein, aber es ist eine echte Biografie mit vielen verschiedenen Facetten. Aus einem verängstigten Kind wird ein gegen Limits und Regeln rebellierender Mann, der für den Erfolg weit geht, bereit sich selbst und andere auszubeuten, Ich-bezogen und emotionsgesteuert.
Wir sehen seine Verachtung, verbale Übergriffe und seine Überlegenheit ausdrückenden Gesten.
Ein Dramatiker. Ein Idol, der verkörpert, was die meisten Menschen nicht haben: Die Unerschrockenheit.
Wie geht die Geschichte weiter?
Er trifft schließlich auf einen alten Mann, der wie er mit einem rigiden, patriarchalen, empathielosen Vater aufgewachsen ist. Auch dieser Mann durfte nicht schwach sein. Seine Überlebensstrategie war das Trickreiche, das Manipulierende, für das er kreativ und masslos Lügen einsetzte. Ein Machtspieler und Bluffer. Ein Deal-Maker und ein Drama-Experte par excellence. Mächtig sein, unangreifbar sein, die Welt nach eigenen Vorstellungen formen sind Ausdruck seiner Grandiosität.
Von ihren Vätern bedingungslos geliebt zu werden war ihnen nicht erfüllt worden. Beide wird man nie in Tränen oder in Angst sehen. Das dürfen sie sich nicht erlauben, weil sie sonst Gefahr laufen, dass ihr Gefühlskartenhaus einbricht.
Der wirtschaftlich potente Jüngere und der politisch potente Ältere ziehen sich an und bilden eine Macht-Allianz. Der eine hat seine ideale Vaterfigur gefunden, der andere den idealen Sohn.
Diese Beziehung hat das Potenzial für Erneuerung und für Zerstörung. Sie ist eine Gefahr für alles Humanitäre und für unser Leben auf der Erde.
Was hält zwei Menschen wie sie zusammen?
Macht und gemeinsame Feinde/Gegner, denn als rebellische Aggressoren ist ihr Fokus auf das „Dagegen“ gerichtet. Sie brauchen Schuldige und Opfer.
Grandiose Mega-Ziele, um gemeinsam in eine Richtung zu zielen. Sonst riskieren sie die Konkurrenz miteinander.
Erfolge, weil sie nicht verlieren können und Kritik nicht ertragen.
Viel gegenseitige Bestätigung, denn sie können sich nicht vertrauen.
Follower, die sie bewundern, die kritiklos und passiv sind aus Angst um ihre Existenz. Follower, die ihre Produkte kaufen und ihre Meinungen verbreiten, um Ego, Macht und Reichtum zu mehren.
Ich gebe dieser „Freundschaft“ keine lange Dauer, denn zu einer kooperativen Beziehung auf Augenhöhe halte ich sie nicht fähig. Ich denke, wir können uns auf neue Drama-Geschichten einstellen. Aber wollen wir unsere wertvolle Zeit damit verbringen?
Ich will das nicht.
Stattdessen werde ich meine Kreativität und Kompetenzen für lebenswerte und lebenszentrierte Ziele einsetzen.
Sind Sie dabei?

Modifiziertes Cartoon von Mike Luckovich.
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